…es passiert so schnell.
Eine Reise führte mich vor kurzem auf die Kanaren, mein Onkel war dort überraschend verstorben. Er lebte auf einer sehr kleinen, eher unbekannten Insel. Es gibt dort nur erloschene Vulkane, einen 500-Einwohner Ort, viel Sand, Himmel und Meer. Ein Ort existenzieller Ruhe. Seit vierzehn Jahren besuche ich diese Insel und liebe sie.
Mein erster Spaziergang war mir sehr vertraut: immer am Meer entlang bis zu einer Lagune und noch ein Stück weiter bis zu einem Strand, der am Fuß eines kegelförmigen Vulkans liegt. So lief ich und lief – und merkte auf halber Strecke, dass ich rein gar nichts von diesem wunderschönen Spaziergang mitbekam. Ich hatte Kopfkino, aber volles Programm: Der Abschluss meiner Ausbildung, der 75. Geburtstag meines Vaters, diese Mail, jenes Projekt… So stand ich da, die Füße im Wasser der Lagune und versuchte mich zu besinnen. Das erste, das mir auffiel waren abwertende Gedanken: „Na toll, jetzt bist du schon an so einem schönen Ort und kriegst gar nichts mit“.
Erst jetzt kam ich zu mir. Ich bat meinen Kumpel ALI um Hilfe (Atmen-Lächeln-Innehalten), das wirkte schnell. Dann hielt ich inne und schaute auf das Wasser in dem ich stand. Die sonnendurchflutete Wasseroberfläche reflektierte das Sonnenlicht als Muster auf den Sandboden. Wenn der Wind das Wasser kräuselte ergab das sich unendlich fortbewegende Muster. So verging eine magisch schöne Viertelstunde. Dann machte ich ein kurzes Erinnerungsvideo und ging weiter.
Der Effekt ist verbreitet in unserer Multioptionsgesellschaft. Im Meer der unendlichen Möglichkeiten gibt es so viel zu planen und zu organisieren, dass wir im Geiste oft schon beim nächsten und übernächsten Ereignis sind – und dabei den gegenwärtigen Moment vergessen. Vergessen, dass unsere Füße im Wasser stehen und der Blick nach unten ein magisch-schönes Lichtspiel bereithält.